Transparency International: Korruption im Gesundheitswesen kostet Milliarden

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Korruption im pharma-kontrollierten Gesundheitswesen kostet dem deutschen Steuerzahler jaehrlich bis 20 Milliarden Euro, so ein Artikel von Reuters vom 12. November 2004.

Dr. Mathias Rath hat das Geschaeft der Pharma Firmen mit der Krankheit schon vor langem angeprangert. Er sagt, dass in unserem Gesundheitssystem kein Anreiz besteht, Krankheiten vorzubeugen, denn das Geschaeft liege in der moeglichst lange dauernden Behandlung. So werden unwirksame und oft schaedliche Medikamente mit allen Mitteln am Markt gehalten, um den Pharma-Aktionaeren am Ende des Jahres eine anstaendige Dividende zahlen zu k�nnen.

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Riesenschäden durch Korruption im Gesundheitswesen

Berlin (Reuters) - Durch Betrug und Korruption werden dem deutschen Gesundheitssystem nach Schätzungen der Antikorruptions-Organisation Transparency International (TI) jährlich bis zu 20 Milliarden Euro entzogen.

(Original hier)

"Wir können davon ausgehen, dass drei bis zehn Prozent des Gesundheitsbudgets verloren gehen", sagte TI-Vorstand Anke Martiny am Freitag in Berlin bei der Vorstellung eines Berichts über Korruption in dem Sektor. Den Gesamtmarkt bezifferte TI auf 200 Milliarden Euro. Aus Sicht des Bundesgesundheitsministeriums ist nicht von einer weit verbreiteten Anfälligkeit des Gesundheitswesens für Korruption auszugehen. Wirtschaftsminister Wolfgang Clement nannte Transparenz als Voraussetzung zur Korruptionsbekämpfung. Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) und der Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie (BPI) wiesen den TI-Bericht als fehlerhaft und unseriös zurück.

TI: DEUTSCHLAND BESONDERS KORRUPTIONSANFÄLLIG

Grundlage des Berichts sind Studien aus den USA, die nach Ansicht von Transparency auf europäische Länder übertragbar sind. Die Betrügereien kommen nach Einschätzung der Organisation auf allen Ebenen vor - bei Ärzten und Kassen ebenso wie in der Industrie und bei Patienten. Deutschland sei auf Grund des dezentral organisierten Gesundheitssystems besonders anfällig für Betrügereien, sagte Martiny. In London solle nun eine europäische Institution für den Kampf gegen Korruption im Gesundheitswesen gegründet werden. Von der Politik fordert TI, stärker gegen den Missbrauch von Leistungen vorzugehen. Nach einem Bericht des Bundeskriminalamts vom August stellten das Gesundheitswesen und die Baubranche im Jahr 2003 mit jeweils etwa 19 Prozent den größten Teil von Tatverdächtigen bei Korruptionsermittlungen.

Das Bundesgesundheitsministerium äußerte sich zuversichtlich, die Korruption im Gesundheitswesen in den Griff zu bekommen. "Meines Wissens kommt man da gut voran", sagte Ministeriumssprecher Klaus Vater. Die übergroße Zahl der Beschäftigten im Gesundheitswesen erledige ihre Arbeit korrekt, auch wenn es schwarze Schafe gebe.

KASSENÄRZTE WERFEN TI EFFEKTHASCHEREI VOR

"Der heute vorgelegte Bericht über Korruption im Gesundheitswesen strotzt vor Fehlern", erklärte dagegen der KBV-Vorsitzende Manfred Richter-Reichhelm. Die Organisation habe geschätzte Zahlen aus den USA auf Europa übertragen. "Statt konkret zu werden, werden wieder einmal alle in einen Topf geworfen und verunglimpft. Das ist keine Aufklärung, sondern Effekthascherei."

Auch die von TI wegen ihres Marketing-Verhaltens besonders hart kritisierte pharmazeutische Industrie wies die Vorwürfe zurück. Ihr Verband BPI erklärte, man halte die Ärzte für mündig genug, ihr Verschreibungsverhalten allein von medizinischen Notwendigkeiten abhängig zu machen. Auch habe man bereits vor Jahren Positionen zur strafrechtlichen Bewertung der Zusammenarbeit zwischen Industrie und medizinischen Einrichtungen entwickelt. Die von TI geforderten stärkeren Sanktionsmöglichkeiten seien überflüssig.

TI KRITISIERT DIE PHARMAINDUSTRIE

TI-Experte Peter Schönhofer hatte die Pharmaindustrie als "strukturell korruptionsanfälligen Bereich" bezeichnet. Um neue Arzneien auf den Markt zu bringen, würden zunehmend Studien gefälscht, sagte Schönhofer, der auch Herausgeber des industrie-kritischen "Arzneimittel-Telegramms" ist. Auch erfänden die Hersteller behandlungsbedürftige Krankheiten, die tatsächlich nur normale Alterserscheinungen seien. Nach den Worten Schönhofers geben die Pharmaunternehmen jährlich fünf Milliarden Euro für das Marketing, aber nur 1,5 Milliarden Euro für die Forschung aus. Seit 1990 seien 400 neue Stoffe auf den Markt gebracht worden. Bei über 90 Prozent der Produkte handele es sich um Scheininnovationen. "Sie verbessern die Therapie nicht, sie verteuern sie nur", sagte Schönhofer.

Die Tageszeitung "Die Welt" hatte am Freitag ergänzend berichtet, in der Bundesregierung und den Bundesbehörden habe es in den vergangenen Jahren über hundert Fälle von Korruptionsverdacht gegeben. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) erklärte, mit der bevorstehenden Neuordnung des Vergaberechts werde man auch Maßstäbe für den Kampf gegen die Korruption setzen. "Korruption bekämpft man nicht durch einen Wust von Vorschriften. Korruption bekämpft man durch Transparenz."






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