Kann dezentrale Wirtschaft die Umwelt retten?

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Die Umwelt wird zum Opfer von Wirtschaftszwaengen. Jannes Hayato Tashiro hat deshalb ein dezentrales Wirtschaftsforum eingerichtet, das Alternativen beleuchten soll. Monoultur, lange Transportwege fuer Nahrungsmittel und das Festhalten an fossilen Brennstoffen sind einige der Ursachen fuer die "wirtschaftliche" Zerstoerung unserer Umwelt.

"Die bisherige Diskussion um den Klimaschutz klammert die Hauptursache aus. Die internationale, monokulturelle Arbeitsteilung mit weiten Transportwegen verdrängt immer mehr die lokalen, sich selbstversorgenden Strukturen. Afrika produziert Kaffee und Blumen, Südamerika Wein und Äpfel, die USA Mais und Weizen usw. An den Transport- und Handelswegen verdienen die Handelskonzerne, die die Weltbevölkerung immer mehr versorgen. Dies können wir bei jedem Einkauf im Supermarkt feststellen. Auch die EU-Erweiterung muss in diesem Kontext gesehen werden. Dieses System verpufft tagtäglich CO2 in die Atmosphäre. Die Landwirtschaft ist weltweit zunehmend abhängig von diesem monokulturellen Welthandel, der ohne Erdöl keinen Tag überleben kann. Diese zunehmende Globalisierung nennt man „Wachstum“. Ein weiterer Faktor des „Wachstums“ ist die Verkürzung der Lebensdauer der Produkte, somit die entsprechende „mehr Produktion“, d.h. mehr Aufwand an Rohstoff, Energie und Transport. Neben den Wegwerfartikeln werden immer mehr Produkte mit nicht reparierbarer Konstruktion und Sollbruchstellen hergestellt. Auf dieser westlich-kapitalistischen Wirtschaftsweise basieren das Bank- und Finanzsystem, die Politik, die von Auftraggebern zweckgebundene Wissenschaft und Forschung, sowie Presse und Massenmedien. Der profitorientierte Welthandel selbst ist die Ursache der Klimaveränderung. Wir führen nur Scheingefechte und tragen faktisch nichts zur Problemlösung bei, solange wir diese Form der Weltwirtschaft nicht in Frage stellen."

Nicht nur in Frage stellen sollten wir unsere Form der Wirtschaft, wir sollten auch einen gangbaren Weg in bessere Zeiten finden. Alle sind eingeladen, im Forum aktiv mitzumachen. Hier die Worte von Jannes Tashiro:

"...nun ist ein Forum für alle an der dezentralen Wirtschatft Interessierten im Netz. Ein Kommunikationsforum der vielschichtigen Aspekte soll es werden. Bitte schauen Sie sich sie einmal an, wie Sie dieses Forum für Ihre Initiativen nutzen können. Sie gestalten das Forum über die Gästebuch-Struktur selbst. So können sich bisher unabhängig voneinander agierende Gruppen und Personen hier kennen lernen. Auch Bilder können Sie über diesen Weg veröffentlichen. Diese Homepage bietet viele Möglichkeiten. Und wie Sie sie für sich und für uns alle nutzen, ist Ihre Entscheidung."

Gerhard Margreiter aus Wien macht auf den in der Wirtschaft dominierenden Zinsmechanismus aufmerksam, der ein ständiges Wachstum und eine immer stärkere Ausbeutung der Umwelt zwingend erfordert:

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Werter Herr Tashiro,

mir war bereits vor 30 Jahren im Rahmen meiner Tätigkeit am Internationalen Institut für Angewandte Systemanalyse (IIASA) in Laxenburg völlig klar geworden, dass ein Wirtschaftssystem mit Wachstumszwang alle Bemühungen Richtung Umweltschutz Klimaschutz früher oder später unterlaufen muss.

Daher hab ich mich mit der Frage beschäftigt, woher kommt denn eigentlich dieser Wachstumszwang in der kapitalistischen Wirtschaft. Es gibt in der Natur nichts, das immer und ewig wachsen könnte - also kann es die Wirtschaft auch nicht. Aber so gut wie alle Ökonomen verkünden unentwegt, dass die Wirtschaft zu wachsen habe. Das ist eine Wahnidee!

Leider gibt es aber einen durchaus greifbaren Grund, weshalb die kapitalistische Wirtschaft (nicht die Marktwirtschaft) immer wachsen muss, damit keine merkbaren Probleme auftreten. Diese greifbare Ursache ist im Geldsystem des Kapitalismus zu finden. Das derzeitige System ist auf Schuldenmachen aufgebaut und hat einen eingebauten Zwang zum Schuldenwachstum. Damit diesem Schuldenwachstumszwang entsprochen werden kann, muss es zumindest die Erwartung eines Wirtschaftswachstums geben, anderenfalls sind nicht genügend Wirtschaftsteilnehmer bereit, sich in weitere Schulden zu stürzen. Die nötige Erwartung bleibt auch nur bei Wachstum bestehen.

Dieser Schuldenwachstumszwang kommt nun aus der Tatsache, dass unser gegenwärtiges Geld hauptsächlich dadurch entsteht, dass jemand bei einer Bank einen Kredit nimmt. Man kann etwas vereinfachend sagen, dass die von der Zentralbank hergestellten Geldscheine nur dann zu den Wirtschaftstreibenden kommen können, wenn ein Bankkredit beantragt und gewährt wird. Die Zentralbank gibt die Geldscheine nämlich nur an Banken weiter. Auch die Finanzminister bekommen von ihr nicht wirklich etwas. Nun ist es aber so, dass Banken das Geld plus Zinsen nach einiger Zeit zurückfordern. Aber das Geld für die Zinsen wurde ja nie in die Wirtschaft geleitet und zudem bleiben die geleisteten Zinsen dann immer bei den Sparguthaben hängen und kommen nicht mehr zurück in die Wirtschaft.

Das Ergebnis ist, dass die Bankkredite - also die Schulden - unentwegt deutlich wachen müssen, nur damit die alten Schulden plus Zinsen überhaupt bezahlt werden können und noch weiteres Geld dazukommt. Ist die Bedingung nicht erfüllt, dann gibt es Probleme bei den Arbeitsplätzen. Diese Situation war bereits vor 30 Jahren eingetreten und genau damals haben fast alle Staaten damit begonnen, progressiv Staatsschulden zu machen. Diese Staatsschulden sind inzwischen so stark angewachsen, dass sie die Handlungsmöglichkeiten der Politik total beschränken. Wegen der Staatsschulden ist Deutschland nun pleite.

Nur Maßnahmen, die diese Schulden beseitigen bzw. den Staat wieder handlungsfähig in Richtung Arbeitsplatzsicherung machen, haben Aussichten auf Erfolg. Alles andere an Verbesserungsvorschlägen hat keine Wirkung bzw. wird bald durch den Wachstumsdruck wieder ausgehebelt.

Genauere Informationen sind zu finden unter
http://members.eunet.at/gerhard.margreiter

Besten Gruß
G. Margreiter
Systemanalytiker, Wien


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